„Die Tragische“ – Third Symphony von James Barnes

Die Tragische“ – Mit diesem Untertitel beschreibt James Charles Barnes selbst seine „Third Symphony op.89“. Der US-Amerikaner unterrichtet Musiktheorie und Komposition an der Universität in Kansas, wo er auch selbst studiert hat. Barnes selbst ist Tubist, was vielleicht u.a. auch die anspruchsvolle Tuba-Stimme erklärt. Er leitet auch das Blasorchester der Universität Kansas.

Mir gefällt dieses Werk von Barnes schon lange gut, deshalb werde ich beim nächstjährigen Konzertprojekt mit der Bläserphilharmonie Osttirol das Finale, also den 4. Satz, als Eröffnungsstück des Konzertes machen. Somit habe ich mich schon jetzt im Web auf die Suche nach dem Hintergrund des Stückes gemacht. Fündig geworden bin ich u.a. auf der Homepage der Bläserphilharmonie Heilbronn, diese hat die gesamte Symphonie auf dem Programm der Projektphase 2015. Hier die übersichtlichen Informationen dazu:

James Barnes schreibt im Vorwort der Partitur zu seinem Werk:
„Die Dritte Sinfonie war ein Auftragswerk der United States Air Force Band, Washington D.C.. Der damalige Dirigent dieses Orchesters, Col. Alan Bonner, sagte mir, er wolle ein wirklich großes Werk für Blasorchester haben. Er legte weder Wert auf Stil, Länge, Schwierigkeitsgrad oder sonst irgendetwas. Mir wurde also völlig freie Hand gelassen das zu schreiben, was ich wollte.

Ich begann an diesem Werk zu arbeiten, als ich in einer sehr schweren Lebenssituation war, nämlich kurz nachdem unser Baby Nathalie gestorben war. Diese Sinfonie ist das Werk mit dem größten emotionalen Kräfteverschleiß, das ich je komponiert habe. Müsste man ihr einen Beinamen geben – ich glaube „tragisch“ würde gut zu ihr passen.
Das Werk entwickelt sich von der tiefsten Dunkelheit der Verzweiflung bis hin zum Erstrahlen von Erfüllung und Freude.

Der erste Satz verarbeitet viel Frustration, Bitterkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit – all meine eigenen persönlichen Gefühle nach dem Verlust meiner Tochter.
Das Scherzo (2. Satz) geht mit beißendem Spott und bitterer Süße an dieses Thema, was auch mit Anmaßung und der Selbstgefälligkeit bestimmter Leute in dieser Welt zu tun hat.

Der dritte Satz ist eine Fantasie darüber, wie meine Welt ausgesehen hätte, wenn Nathalie in ihr gelebt hätte. Es ist ein Abschiedslied für sie.
Das Finale (4. Satz) steht für die Wiedergeburt des Geistes, einem Versöhnungsversuch für uns alle. Das zweite Thema dieses letzten Satzes basiert auf einer alten lutherischen Hymne auf die Kinder „Weil ich Jesu Schäflein bin“. Diese Hymne wurde an Nathalies Beerdigung gesungen.

Die letzte Strophe dieses Liedes lautet:
Sollt ich denn nicht fröhlich sein,
Ich beglücktes Schäfelein?
Denn nach diesen schönen Tagen
Werd ich endlich hingetragen
In des Hirten Arm und Schoß:
Amen, ja mein Glück ist groß!

Am 25. Juni 1994, drei Tage nachdem ich die Sinfonie beendet hatte, wurde unser Sohn Billy Barnes geboren. So wie der dritte Satz Nathalie gewidmet ist, ist das Finale für Billy und ein Ausdruck unserer Freude, dass wir, nach dem tragischen Tod seiner Schwester, mit ihm gesegnet wurden.“

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Barnes malt ganz frei mit allen Harmonien und Gestaltungsmitteln, die ein Komponist Ende des 20. Jahrhunderts zur Verfügung hat, behält diese aber in den traditionellen Formen der Sätze einer Sinfonie.
Der erste Satz in c-Moll ist eine veränderte Sonatenform mit einer ausgedehnten Coda.
Der zweite Satz ist eine ABA-Form in der Subdominante f-Moll. Die äußeren A-Teile hat Barnes für Holzbläser und Schlagzeug instrumentiert, den B-Teil für Blechbläser, allerdings gedämpft. Beide Themen kommen am Ende des Satzes mit dem vollen Orchester wieder vor.
Ausgezeichnet in seiner Einfachheit ist der packend schöne dritte Satz, eine Fantasie in Des-Dur in der Form ABCABC-Coda.
Der vierte Satz in C-Dur ist wieder in Sonatenform und hält somit das ganze Werk im Gleichgewicht. Das erste Thema wird von den Hörnern vorgestellt, das zweite Thema ist, wie bereits oben erwähnt, die Melodie der Hymne auf die Kinder.

James Barnes ist sowohl Mitglied der Fakultät für Orchester- als auch theoretische Komposition der Universität Kansas, lehrt Orchestrierung, Arrangieren und Komposition und gibt Kurse in Orchesterliteratur. Er leitet sowohl die Bläsergruppe als auch das Blasorchester der Universität. Seine zahlreichen Werke für großes Blasorchester werden oft in den Vereinigten Staaten, Kanada, Europa und im pazifischen Raum aufgeführt.
Er erhielt zweimal den American Bandmaster Association Ostwald Award für herausragende zeitgenössische Blasorchestermusik, sowie zahlreiche Preise der ASCAP und weitere Auszeichnungen.
James Barnes reist ständig als Gastkomponist, – dirigent und -dozent durch die Vereinigten Staaten, Australien und Japan.

Quelle: http://www.blaeserphilharmonie-hn.de/index.php?page=custom&inhalt=Sinfonie%20No.%203%20%20Die%20Tragische

Aufnahmen: